Albanien

Erreignisreiche erste Tage

Dienstag, 15. März 2022

Die Grenze zu Albanien kommt etwas überraschend, eigentlich wollten wir ja gar nicht so weit. Etwas unvorbereitet aber entspannt fahren wir zum Zollhäuschen. Man möchte unsere IDs und die Fahrzeugpapiere sehen. Ein müder Blick in den Van später dürfen wir auch schon passieren.

Unser erstes Ziel ist das Meer, Michael hat da einen tollen Übernachtungsplatz direkt am Wasser gefunden. Also fahren wir ans Meer. Kaum am Strand angekommen, treffen wir auch schon auf einen in Not geratenen Deutschen im Sand. Zum ersten mal kommt unser Bergungs-Equipment zum Einsatz, Mann freuts, hat er doch ganz viel davon gekauft. Wenige Minuten später ist der Kombi aus dem Sand befreit und fährt seines Weges. Die ganze Situation macht Jessica etwas skeptisch, sie möchte den Abend ungern mit schaufeln verbringen (little did she know…) Wir düsen also über den Sand, soweit so gut. Da wir den angegebenen Platz aber irgendwie nicht finden, entscheidet Jessica ein Stück zurück zu fahren. Das war ein Fehler; schon beim Wenden versinkt der Grosse ziemlich schnell und tief im Sand.

Michael freuts, darf er nun nach dem Bergungsseil auch noch die Sandbleche und Schaufel ausprobieren. Also ran an die Schaufel und budeln. Nach mehreren erfolglosen Versuchen wieder aus dem Sand zu kommen, haben wir die Idee, Luft aus den Reifen zu lassen, in der Hoffung auf mehr Grip. Gesagt getan und Zack sind wir draussen. Wir fahren zurück zum «festeren Sand». Die komischen Geräusche hinten links fallen uns wegen des Motorenlärms nicht auf. Eine Gruppe Albaner kommt uns zu Fuss entgegen, sie haben sich eingegraben und bitten uns um Hilfe. Natürlich sagen wir ja, unwissend darüber wie es um unseren Reifen hinten links steht. Leider haben wir etwas zu viel Luft abgelassen und durch das Wenden ist der Pneu von der Felge gesprungen. Merke: Luft immer vor dem Sand ablassen! Wäre alles halb so schlimm, hätten wir einen Wagenheber und ein stabiles Brett… Albert und seine Freunde packen sofort an: Mit zwei normalen Wagenhebern, einigen Brettern und dem Ersatzrad von ihrem Wagen, schaffen sie es nach über einer Stunde den Reifen zu wechseln. Wir stehen in dieser Zeit blöd daneben, man will unsere Hilfe partout nicht (komisch)… Unglaublich dankbar helfen wir ihnen aus dem Sand und starten mittels Überbrückungskabel das Auto der herbeigerufenen Freunde. Zusammen machen wir uns auf in die nächste Bar und genehmigen uns dort eine albanische, heisse Schoggi die wir natürlich nicht selber bezahlen dürfen. Ein Schlafplatz wird uns auch noch gezeigt, eine ruhige Ecke am äussersten Zipfel der Stadt. Dorthin fahren wir dann auch und fallen müde aber dankbar ins Bett.

Naturschutzgebiet gleich am Übernachtungsplatz. Leider überall viel Abfall

Es geht weiter durch das albanische Hinterland, vorbei an Dörfern und Feldern, auf dem Weg zum Meer. Zum Teil sind die Strassen so holprig, dass Jessy lieber neben dem Bus her ging… Trotz viel Abfall (leider ein ständiger Begleiter auf unserer Reise durch Albanien) und Schlaglöcher gross wie Fischteiche sind wir noch ganz zufrieden, quasi «blissfully unaware» auf was wir an dem Abend noch erlebten.

Ok da sind wir extra mitten hindurch gefahren…
Ok da sind wir extra mitten hindurch gefahren…

Der Weg (as in: auf Google Maps vorhanden, auf dem GPS vorhanden) wurde mit jedem Kilometer ein wenig matschiger, bis er dann über ein nasses Feld führte, die Spuren nur noch knapp erkennbar. Bereits die Zufahrt war aber so weich dass an ein Vorankommen nicht mehr zu denken war. Gut, mit ein wenig Schaukeln gings dann nach hinten raus. Jetzt kam aber erst das Idiotische: Wir glaubten, einen anderen Weg zu erkennen, der parallel zum Anderen verläuft, statt einfach umzukehren. Und erst da steckten wir richtig fest. Wir versuchten diverses; nach hinten raus ging nicht mehr, weil das Trittbrett hinten auf dem Dreck auflag, und nach vorne musste erst das Differenzial ausgegraben werden, damit sich überhaupt was bewegen konnte. Als es dann dunkel wurde, entschieden wir uns, was bleibt uns anderes übrig, vor Ort zu schlafen. Pünktlich um 7:30 Uhr, kamen fünf Albaner mit Esel und Mofa vorbei. Nach ein wenig Optionen durchdiskutieren (wir haben nichts verstanden, ausser dass es vorwärts und nicht rückwärts geht) und Sandbleche anbringen, waren wir in total 15 Minuten draussen. Das einzige was uns am Vorabend gefehlt hat war ein (signifikanter) Push von hinten... Als wir also merkten dass die Sandbleche greifen, wurde "GAS! GAS! GAS!" gejohlt (das haben wir verstanden) und unter jaulendem Motor (nicht sicher ob ein Begrenzer existiert) gings vorwärts auf das nasse Feld/Wiese, dort konnten wir das Auto wenden und wieder unter Vollgas zurück. Innen blieb alles heil, aussen blieb alles heil, und wir waren äusserst dankbar.

Wenn die MT-Reifen erst mal zu sind, wäre Motorleistung nötig um vom selbstreinigenden Effekt zu profitieren. Wir hatten aber weder Motorleistung noch Differenzialsperre.
Wenn die MT-Reifen erst mal zu sind, wäre Motorleistung nötig um vom selbstreinigenden Effekt zu profitieren. Wir hatten aber weder Motorleistung noch Differenzialsperre.

Nach diesen drei Tagen sind wir ziemlich durch und vorallem sehr dreckig. Wir entscheiden, für die nächsten zwei Nächte ein AirBnB zu buchen, wo wir uns und unsere Wäsche waschen und unsere Batterien etwas aufladen können, bevor wir uns ins nächste Abenteuer stürzen. Das AirBnB hat eine tolle Aussicht, ein bequemes Bett und eine Waschmaschine, viel war aber nicht geputzt oder bereits kaputt. Wir nutzen die Zeit, um Durrës anzuschauen und uns in Restaurants bekochen zu lassen.

Bevor es aber wieder in die Natur geht, steht noch ein wichtiger Punkt auf unserer Liste: der Bike-Doktor in Tirana, der Michaels Bike auf Vordermann bringen soll. Also fahren wir ins Verkehrschaos von Tirana. Wir finden den Bike-Doktor in einer kleinen Einbahnstrasse. Er spricht sehr gut Englisch und nach ein bisschen reden und erklären was gemacht werden muss, lassen wir das Bike für zwei Tage bei ihm und fahren zum Campingplatz ausserhalb von Tirana. Wobei Campingplatz vielleicht schon an Übertreiben grenzt, es handelt sich hier um ein süsses, altes Ehepaar, das die Wiese vor ihrem Haus Campern zur Verfügung stellt. Es ist ein sehr schöner Ort, auf einem kleinen Hügel über der Stadt mit einigen schneebedeckten Bergen im Hintergrund. Hier verbringen wir zwei Nächte und arbeiten, putzen und räumen auf. Hier treffen wir auch das erste Mal auf Femke und Frank aus den Niederlanden, die wir in naher Zukunft noch öfters treffen werden.

Am Freitag ist das Bike fertig und wir machen uns erneut auf ins Getümmel. Michael ist happy mit dem Ergebnis und der Preis ist wirklich super; umgerechnet etwa CHF 85.— für einen neuen Schlauch, eine neue Kette, neue Zahnkränze und einen Service des ganzen Bikes. Nun zieht es uns aber wirklich in die Natur und wir fahren aus Tirana heraus in die Berge die gleich hinter der Stadt beginnen. Michael hat einige Offroad Routen durch die albanischen Berge gefunden, die wir fahren möchten. Adventure is calling!

Teil 1 unserer Route durch Albanien
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Albanien

Die Perle im Balkan

Albanien ist ein Staat in Südosteuropa auf der Balkanhalbinsel. Das Staatsgebiet grenzt im Norden an Montenegro und den Kosovo, im Osten an Nordmazedonien und im Süden an Griechenland. Die natürliche Westgrenze wird durch die Küsten des Adriatischen und des Ionischen Meeres gebildet, womit das Land zu den Anrainerstaaten des Mittelmeeres zählt. Die Hauptstadt und gleichzeitig grösste Stadt des Landes ist Tirana.

Albanien ist eine demokratisch verfasste parlamentarische Republik. Der Index für menschliche Entwicklung zählt Albanien zu den hoch entwickelten Staaten. Seit dem Ende des Kommunismus wurden bedeutende Schritte zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage erreicht. Trotz aller Fortschritte gehört Albanien immer noch zu den ärmeren Ländern Europas und hat vor allem mit organisiertem Verbrechen, Korruption und Nepotismus zu kämpfen.

Mit seiner Fläche von 28748 Quadratkilometern ist Albanien etwas kleiner als Belgien und hat mit 2.8 Millionen etwas mehr Einwohner als Schleswig-Holstein.

Albaniens Küste an der Adria und am Ionischen Meer ist 362 Kilometer lang. An der Strasse von Otranto ist sie nur 73 Kilometer von Italien entfernt, beim Ort Ksamil nur zwei Kilometer von der griechischen Insel Korfu. An der Küste gibt es unzählige natürliche Sand- und Kiesstrände. Bekannte Urlaubsorte sind Velipoja, Shëngjin, Durrës und Vlora an der Adria sowie Dhërmi, Himara und Saranda am Ionischen Meer.

Hauptstadt
Tirana
Amtssprache
Albanisch
Fläche
28748 km²
Einwohnerzahl
2.875 Millionen
Bevölkerungsdichte
104 Einwohner pro km²
Währung
Lek (ALL)
Nationalfeiertag
28. November
Kfz-Kennzeichen
AL
Telefonvorwahl
+355
Albanien

Unsere Reise in Zahlen

40 %
Anteil Solarenergie vom Gesamtverbrauch
i
728 Wh
⌀ Energieverbrauch pro Tag
i
39.43 Fr.
⌀ Treibstoffkosten pro 100 km (letzte 1500 km)

Die bisherige Route


Bleibe auf dem laufenden

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