Finnland

Winter bei den Finnen

Donnerstag, 25. November 2021

Der Grenzübertritt nach Finnland verläuft in winterlicher Stille. Es bleibt nun fast dauerhaft unter Null, was zur Folge hat, dass der Nebel, der sich trotz Minusgraden noch wacker hält, auf der Windschutzscheibe gefriert. Jessicas neues Ämtli als Co-Pilot ist nun, alle paar Kilometer auszusteigen und die Scheibe vom Eis zu befreien. Mittlerweile wird es schon vor 15:00 Uhr dunkel, was unseren Tag massgebend beeinflusst. Wir müssen vorher einen Platz für die Nacht haben, können aber morgens locker bis 9:30 Uhr liegen bleiben, da es erst um 10:00 richtig hell wird. Während den wenigen Tagesstunden verbringen wir unsere Zeit entweder mit Fahren oder entdecken die stark bewaldete und mit Seen übersäte Landschaft Finnlands.

Nebel bei -10° C
Nebel bei -10° C

Das Fahren auf schneebedeckten und teilweise vereisten Strassen ist nicht immer einfach und wird dank den dümmsten Geschöpfen unterm Himmel immer mal wieder zur Rutschpartie. Gemeint sind Rentiere; sie haben die Angewohnheit erst am Strassenrand entlang zu schlendern und wenn sie hören dass jemand sich nähert, nach links auf die Strasse auszubrechen, da zu stehen und intensiv die Fahrbahn zu beschnuppern. Auf unser Hupen wird meist nur müde der Kopf gehoben, bevor man sich dann gemütlich in Richtung andere Strassenseite auf macht. Wir indes versuchen auf der Fahrbahn zu bleiben und unser 3 Tonnen Klösschen unter Kontrolle zu bringen. Michael macht das aber wie ein alter Finne, wohingegen Jessica regelmässig am Dachhimmel klebt und vor sich hin schimpft…

Im Norden werden die Strassen geräumt aber nicht gesalzen. Die Oldie-Karrosserie dankts einem.
Rentiere haben wir fast jeden Tag gesehen, im Gegensatz zu Elchen

Unseren ersten, längeren Stopp machen wir in Levi, wo Michael eigentlich Eiskart fahren gehen will. Leider ist aber nicht nur das Wetter richtig schlecht, sondern auch die Bahn mangels Schnee nicht vorbereitet. Wir verbringen die Tage mit arbeiten, und hoffen dass der Schneeregen bald nachlässt und die Temperaturen bald wieder unter Null sinken. Nach vier Tagen aber, ohne Aussicht auf Besserung machen wir uns weiter auf den Weg Richtung Süden. Natürlich nicht ohne Zwischenstop in Rovaniemi, wo sich nicht nur die Polarkreis-Grenze befindet, sondern auch das Weihnachtsmanndorf. Leider ist der Schnee mittlerweile ganz verschwunden, die bunten Weihnachtslichter trösten aber etwas darüber hinweg und verleihen schon einen Hauch Weihnachtsvorfreude.

Rovaniemi Santa Village

Als wir von Rovaniemi weiter nach Südwesten fahren, sind wir erst etwas irritiert, dann aber hellauf begeistert. Mit jedem Kilometer den wir hinter uns bringen, wird die Landschaft weisser und die Temperaturen sinken. Und dann kommt auch noch die Sonne und beschert uns einen unvergesslichen Wintertag in den Wäldern von Kalliovara. Wir machen am Mittag eine zweistündige Wanderung in dieser weiss verschneiten Landschaft und geniessen dabei einen wunderschönen Sonnenuntergang. So muss Winter sein, wir sind wieder happy.

Wanderung zu den Aholanvaara Gletschertöpfen/Hiidenkirnut

Die weisse Freude ist aber leider nur von kurzer Dauer. Einige Hundert Kilometer weiter südlich ist es dann definitiv vorbei mit unserem nordischen Winter. Das Wetter entspricht nun dem herbstlichen November in der Schweiz. Auf den zweiten Blick und nachdem wir das Fehlen der weissen Pracht verwunden haben, sehen wir auch hier die Schönheit der Natur und die herbstlich, melancholische Stimmung hat ihren ganz eigenen Charme. Wir fahren nach Tahko, wo die angeblich längste Treppe in Finnland auf einen der wenigen Hügel führt, die hoch genug für ein Skigebiet sind. 1054 Stufen später sind wir doch schon recht aus der Puste und werden entgegen der Rezensionen auf Google Maps, nicht mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt. Es ist mehr so «50 Shades of Grey» und wir beschliessen den direkten Weg nach unten zu nehmen. Michael entscheidet für uns wo durch und hat unter direkt verstanden, das wir einfach senkrecht den Berg runter rennen und rutschen. Wegen der hohen Steigung ist an ein Laufen fast nicht zu denken. Ja, spazieren ist nicht so sein Ding, zu langsam findet er… erklärt einiges oder?

Auf dem Tahko, scheinbar ein populäres Skigebiet

Unser Weg nach Hause führt uns weiter Südwärts, über die finnische Seenplatte, wo sich die sonst schon sehr zahlreichen Seen noch einmal verdoppeln. Im Saimaa-Gebiet machen wir uns auf einen 5 km langen Robben-Wanderweg. In der Region gibt es nämlich eine der seltenen Süsswasser-Roben: Die Saimaa Ringelrobbe. Da es aber nur etwa 400 Exemplare insgesamt gibt, ist die Chance eine zu entdecken relativ klein. Nichts desto trotz machen wir uns bewaffnet mit Feldstecher und Kamera auf den Weg und halten ausschau nach den niedlichen Tierchen. Leider entdecken wir keine Robben, die Wanderung war trotzdem sehr schön. Die Sonne wärmt uns die Nasenspitze und verzaubert die ganze Region in ein Bild aus einem Märchen.

Im Saimaa-Gebiet
Im Saimaa-Gebiet

Um noch etwas mehr von der Landschaft zu sehen, begeben wir uns wieder auf den TET (Trans European Trail) und fahren durch Wälder und über Felder, der russischen Grenze entlang. Nebst Bäumen sehen wir hier auch dutzende gelbe Schilder, die uns mitteilen dass wir uns in russisch-finnischem Grenzgebiet befinden (also keinen Schritt in die falsche Richtung tun sollen). In der Ferne können wir den Grenzstein ausmachen und sind ehrlich gesagt schon etwas versucht, einfach rüber zufahren… Da wir aber ungern in einem russischen Gulag landen, geniessen wir Russland doch nur aus der Ferne und bleiben vernünftig. Am finnischen Meerbusen (chchch) angekommen, finden wir ein super Platz direkt am Meer, wo wir uns von den anstrengenden Fahrtagen erholen, am Meer entlang spazieren und unsere nächsten Tage planen.

An der Ostsee am Flakanäs yleinen uimaranta

Nach zwei Tagen geht uns der Strom und das Wasser aus und auch wir waren schon mal frischer... Also fahren wir die letzten Kilometer auf finnischem Boden nach Helsinki auf einen Campingplatz. Am nächsten Tag wird uns eine Fähre nach Tallinn in Estland bringen. Da aber nur noch ein Platz auf der letzten Fähre des Tages frei war, können wir den Nachmittag mit einem Stadtbummel verbringen. Abends treffen wir noch spontan einen alten Studienfreund von Michael auf ein Bier und geniessen anschliessend einen sehr sehr leckeren Burger, wenn nicht sogar den besten Burger überhaupt im Boneless Helsinki. Müde aber happy fahren wir um 21:30 auf die Fähre, die uns zu unseren nächsten Abenteuern bringen wird.

Helsinki
Durchquerung Finnland
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Finnland

Das Land der Tausend Seen

Mit etwa 5.5 Millionen Einwohnern auf einer Fläche fast so gross wie Deutschland gehört Finnland zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas. Der Grossteil der Bevölkerung lebt im Süden des Landes mit der Hauptstadt Helsinki sowie den Grossstädten Espoo, Tampere, Vantaa und Turku. Die beiden Amtssprachen sind Finnisch und Schwedisch, wobei 88.7 % der Bevölkerung finnisch- und 5.3 % schwedischsprachig sind.

Ein Drittel Finnlands liegt nördlich des Polarkreises. Die Nord-Süd-Ausdehnung des finnischen Festlandes beträgt von Nuorgam bis Hanko 1157 km, die längste Ost-West-Distanz von Ilomantsi nach Närpes 542 km. Die längste Staatsgrenze ist mit nach amtlichen Angaben 1340 km die zu Russland im Osten. Im Norden grenzt Finnland über 736 km an Norwegen, die 614 km lange Grenze zu Schweden im Nordwesten bilden die Flüsse Könkämäeno, Muonionjoki und Tornionjoki. Weitere 1250 km sind Seegrenzen.

Das hervorstechendste Merkmal der Landschaft Finnlands ist ihr Seenreichtum, der dem Land auch den Beinamen «Land der tausend Seen» eingebracht hat. Nach offizieller Zählung gilt ein Binnengewässer mit einer Fläche von mindestens 5 Ar als See, so dass das finnische Umweltministerium die Zahl der finnischen Seen auf 187'888 beziffert; rund 56'000 Seen haben eine Grösse von mindestens einem Hektar.

Hauptstadt
Helsinki
Amtssprache
Finnisch und Schwedisch
Staats- und Regierungsform
parlamentarische Republik
Staatsoberhaupt
Präsident Sauli Niinistö
Regierungschef
Ministerpräsidentin Sanna Marin
Fläche
338'465 km²
Einwohnerzahl
5'536'146
Bevölkerungsdichte
16 Einwohner pro km²
Währung
Euro (EUR)
Unabhängigkeit
6. Dezember 1917 (von Russland)
Zeitzone
UTC+2 OEZ
UTC+3 OESZ (März bis Oktober)
Kfz-Kennzeichen
FIN
Telefonvorwahl
+358
Finnland

Unsere Reise in Zahlen

i
56966
Total Kilometer auf dem Motor
60 Fr.
⌀ Reisekosten pro Tag (letzte 2 Wochen)
i
6942.33 l
Total Benzin verbrannt (sorry)

Die bisherige Route


Bleibe auf dem laufenden

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