Der Wunsch, zu reisen, war schon bevor wir uns kannten tief in unseren Herzen verankert. Schon beim ersten Date haben wir darüber gesprochen, wie es wäre, über längere Zeit unterwegs zu sein und die Welt zu entdecken. Mit den Monaten und Jahren wurde dieser Wunsch immer grösser, nun ist er Realität. Der Weg dahin war nicht immer einfach, brauchte viel Geduld und positives Denken, zahlte sich aber schlussendlich aus.
Unser Weg bis zur Reise
Wir beide sind im Herzen kleine Nomaden, und waren schon oft und viel unterwegs. Meistens mit Auto und (Dach-) Zelt oder mit einem gemieteten Camper. Schon früh bestaunten wir zusammen Offroad-Camper wie Land Rover Defender und Toyota Land Cruiser, die an unserem Zelt oder Mietwagen vorbei brausten und benieden ihre Freiheit und ihr Fahrzeug. Nach unserer Hochzeit entschieden wir uns, mit dem Träumen aufzuhören und zu beginnen, unseren Traum in die Tat umzusetzen. Zuerst brauchten wir aber die finanziellen Mittel, oder ordentlich «Chlöder» wie Jessy so schön sagt, um das Fahrzeug anzuschaffen. Zuerst waren wir ziemlich sicher, dass es ein Defender oder Land Cruiser wird, doch das Leben hatte einen anderen Plan.
Fahrzeugsuche
Michael besass zum Zeitpunkt unserer aktiven Fahrzeugsuche einen Saab 900 turbo Youngtimer, den er gerne verkaufen wollte. Eines Abends erreichte uns eine Email aus Lenzburg mit einem auf den ersten Blick nicht ernst zunehmenden Angebot. Man bot uns einen 30 Jahre alten Mercedes Bus im Tausch mit dem alten Saab an. So etwas grosses hatten wir bisher gar nicht auf dem Schirm gehabt; dieser Bus liess uns aber nicht mehr los und so begann Michael zu recherchieren. Und siehe da, dieser «alte Bus» war ziemlich genau das, was wir suchten. Nicht ganz so geländegängig wie unsere Wunschfahrzeuge, dafür wesentlich mehr Wohnraum und nicht zu vergessen: Wir könnten ihn in einer 1:1 Tauschaktion gegen ein bereits verfügbares Fahrzeug tauschen.
Nach 1.5 Stunden kamen wir in Lenzburg an und da stand er, der Bus (später «Björn» getauft), in all seiner roten Pracht. Nach kurzem Gespräch stellte sich heraus, dass auch der Besitzer ursprünglich einen Camper aus dem Bus machen wollte, dann aber merkte dass er für eine Familie doch etwas zu klein war. Dafür war er bereits als Lieferwagen zugelassen und MFK-geprüft. Wir drehten eine Runde, und Michael begutachtete den Motor und den Unterboden, während Jessica sich schon ausmalte wo das Bett hinkommt und wo sie in Zukunft kochen wird.
Wenn wir ehrlich sind, wussten wir schon auf dem Heimweg, dass wir ihn gefunden hatten, unseren Dritten im Bunde; wir hatten unser +EINS gefunden. Doch ganz ohne Wermutstropfen gehts eben nie… Michaels heissgeliebter Saab wechselte einige Tage später seinen Besitzer und wir fuhren Björn auf 30 jährigen, ausgehärteten Winterpneu nach Hause. Es konnte losgehen.
Planungsphase
Nun starteten wir in die nächste Phase. Björn war innen zwar bereits ziemlich leergeräumt, aber den Schwerlastenauszug und die Wand- und Bodenverkleidung durften wir selbst entfernen. Wenn die Feuerwehr etwas macht, dann macht sie es richtig. Die Riffelbleche an Wänden und Boden zu entfernen, war ein Kraftakt sondergleichen. Dank Nieten und massenhaft Sikaflex Kleber hielt alles bombenfest. Mit Tips aus dem Internet schafften wir es, mit Hilfe eines Heissluft-Föhns, Seitenschleifer und Bohrmaschine, alles zu entfernen. Zum Vorschein kamen diverse Löcher: Für den Wasserablauf des Tanks und diverse Regalbefestigungen, bei denen es schon ein wenig zu rosten begann. Zuerst mussten also diese Löcher durch einen Profi zugeschweisst werden.
Gleichzeitig suchten wir nach fähigen Händen, die den Umbau machen konnten. Gefunden haben wir diese bei UniqCab im Bieler Seeland. Zusammen mit ihnen planten wir den Ausbau und waren froh, auf sehr erfahrene Reisende gestossen zu sein, die uns nicht nur mit ihrem technischen, berufspezifischen Wissen bei der Plannung halfen, sondern uns auch anderweitig mit Tips und Tricks zur Verfügung standen. Bald hatten wir uns auf den ungefähren Ausbau und den Liefertermin geeinigt und eine verbindliche Offerte mit Raumplan vorliegen.
Ausbau
Den Ausbau konnte man grob in drei Schritte unterteilen:
- Konstruktion Hochdach inkl. Hilferahmen und neue Spriegel
- Innenausbau mit Schubladen, Schränken, Küche und WC
- Elektronik, Wasser und Gas
Die verbauten Komponenten und weitere Details entnehmt ihr der Liste unten im grünen Kasten. Nach dem Ausbau gingen wir zuerst auf die Probereise um die verbauten Komponenten ordentlich zu testen.
Reise
Unser Ziel war stets, für eine längere Zeit zu verreisen. Den Abreisetermin haben wir wegen der Covid-Pandemie und dem Liefertermin des Ausbaus auf Juni 2021 gelegt und konnten ihn weitgehend halten. Wir haben unsere Wohnung und Jessica ihre Arbeitsstelle auf Ende Mai gekündigt, die restlichen Wochen bis zur definitiven Abfahrt durften wir bei Michaels Eltern verbringen. Dadurch, dass Michael sein Arbeitspensum auf 20% reduzieren konnte, sind unsere Fixkosten grösstenteils gedeckt, und das bei einer guten Work-Travel-Balance.